CIRCUS QUANTENSCHAUM 2005

So manche Erkenntnis der Quantenphysik erscheint verrückt, nicht ganz normal oder schlicht unmöglich. Etwas, das auch auf den Zirkus zutrifft: In der Arena überschreiten Artisten scheinbar die Grenzen des Machbaren und Alltäglichen. Die bremer shakespeare company (bsc) nimmt ihre Gäste mit auf eine Reise ins Unglaubliche und Ungeahnte: Im "Circus Quantenschaum - Reise ins Ungewusste", einem Projekt im Rahmen von "Stadt der Wissenschaft", wird Forschung zur Poesie.

Was wissen Sie über Quantenphysik? Nur so viel, dass alles relativ ist? Der "Circus Quantenschaum" verführt seine Zuschauer zum Spiel mit den physikalischen Prinzipien. Unter dem Zirkusdach beweisen Jongleure auf dem Hochrad, Künstlerinnen am Trapez, schwebende Akrobaten, Schauspieler und Musiker, dass die Zeit rast und zugleich stillsteht und die Welt irrational und doch vollkommen verständlich ist. Am Ende werden die Zuschauer feststellen: Unmöglich ist gar nichts. Alles ist eine Frage der Wahrnehmung und des Denkens. Und: Es gibt mehr Fragen als Antworten. Das Wahrscheinliche ist nicht unbedingt auch wahr.

Die Physik versucht die Phänomene und Gesetze der Natur wissenschaftlich zu erklären, die Artisten des Circus Quantenschaum verwandeln die physikalischen Metaphern in circensische Formen.

Muster, Rhythmen, Vielfältigkeiten, Paradoxa, Wandlungen, Ströme, Wechselströme, Unregelmäßigkeiten, Irrationalitäten, Genialitäten, Gelenke, Dreh- und Angelpunkte.Was bedeutet die Trennung der Dinge, wenn zwischen ihnen ein Strom fließt?

Fallen, ahnen, fliegen, schauen, springen, schweben, jonglieren: die Figuren, Artisten und Musiker des Circus Quantenschaum zeigen eine irrationale und doch vollkommen verständliche Welt, wo die Zeit rast und stillsteht; die Figuren sich verlieren und wiederfinden, wo der Raum sich dehnt und wieder zusammenzieht.

Freuen Sie sich auf einen Abend der kollabierenden Wahrscheinlichkeiten, wo sich das Alltägliche und Normale im poetischen Quantenschaum verliert.



IDEE UND PROJEKTLEITUNG: RENATE HEITMANN
INSZENIERUNG: MICHAEL VOGEL/CLAUDIUS BENSCH
KOMPOSITION UND MUSIKALISCHE LEITUNG: WILLY DAUM
KOSTÜME: USCHI LEINHÄUSER/HEIKE NEUGEBAUER
LICHTDESIGN/TECHNISCHE LEITUNG: STEFANIE MEIER
CHOREOGRAFIE: CHRISTINE STEHNO
MIT: PAULINE BOEYKENS (TUBA), WILLY DAUM (MULTI-INSTRUMENTALIST), CHRISTOPH ENGELS (CLOWN, PANTOMIME, JONGLEUR), JULIA UND ELE JANKE (ELJA TRAPEZ), ANDRÉANE LECCLERC (SCHLANGENMENSCH), MARTIN KRATZSCH (KLARINETTEN), JANA MISHENINA (VIOLINE), BENJAMIN REBER (SEILTANZ), DUO TR'ESCAPE (DIABOLOJONGLAGE), SILEA (SEILTANZ), STEFAN SING (JONLAGE), TOBIAS WEGNER (TRAMPOLIN), GREGOR WOLLNY (PANTOMIME)


Pressestimmen:

Um ehrlich zu sein: Fast traut man sich nicht, das was man am Freitag im Zirkuszelt erleben durfte, in profane Worte zu kleiden. Zu grobschlächtig erscheinen sie einem - als würden sie die audiovisuelle Poesie, all das Zauberhafte, Wunderbare und Anrührende des "Circus Quantenschaum" zerstören. ... Das was die Wissenschaftler mit festgeschriebenen physikalischen Gesetzen versuchen verständlich zu machen, um ein wenig "Ordnung" ins vermeintliche Chaos zu bringen, das verwandelt der Circus Quantenschaum mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit in alltägliche, aber dann doch irrationale Versuchsanordnungen.
Bremer Anzeiger

Auf den Talmi flitternder Kostüme wird beim Circus Quantenschaum verzichtet, er lässt uns vielmehr hinter den Kulissen die Doppelbödigkeit der Existenz entdecken. Mal poetisch, wie im schattenhaften Vexierspiel der doppelten Töchter der Lüfte, die durch makellose Körperbeherschung bestechen, mal amüsant, wie bei dem Pantomimen Gregor Wollny vom Circus Roncalli. Er formt als Meister des Zollstocks alle möglichen Gegenstände und Figuren aus dem prosaischen Gegenstand.
Weser Kurier

"Was du siehst, ist deine Erfindung", sagt eine Kinderstimme vom Band und die Besucher sitzen und staunen wie wild applaudierend vor "ihrer" Erfindung. Wunderbar poetische Bilder, atemberaubende Vertikalseilakte, gewitzte Comedy und elegantes Trapezspiel. Die jüngste Uraufführung unter der Regie der bremer shakespeare company "Circus Quantenschaum - Die Reise ins Ungewusste" entführt ihr Publikum fantasievoll in die Quantenphysik.
Kreiszeitung

Bremen (dpa/lni) - Der drehende Kreisel wandert auf der Schneide des Säbels in der Hand des Artisten langsam weg vom Griff: Auf den Rängen fällt keine Stecknadel - man hätte sie gehört. Dann kriecht der Kreisel auf die Säbelspitze und dreht sich dort weiter. Die Spannung im Publikum entlädt sich in kollektivem Stöhnen: «Ahhh.» Und sie entlädt sich dankbar noch viele Male bei der öffentlichen Generalprobe des neuen «Circus Quantenschaum» am Donnerstagabend in Bremen.
Denn nicht nur die Kreisel-Jonglage begeistert Alt und Jung. Auch Seiltanz, Clownerien, Trapez-Akrobatik und Schlangenmensch-Darstellung sind ebenfalls vom Feinsten. Doch selbst Besucher, die vergleichbare artistische Hochleistungen schon gesehen haben, kommen bei «Quantenschaum» auf ihre Kosten. Die von der Bremer Skakespeare-Company besorgte Dramaturgie bringt neben dem Adrenalin auch den Denkapparat auf Trab.
«Nur wer das Unglaubliche denkt, kann es auch tun», sagt zwischen zwei Artistennummern plötzlich eine Kinderstimme aus dem Nichts. Oder fragt: «Und wenn wir einmal Sternenstaub sind?» - «Dann habe ich ja Geschichte in der Nase», lautet die Kinderantwort, gefolgt von schallendem Lachen.
Die philosophischen Einwürfe aus scheinbar naivem Kindermund sind ebenso wie der Zirkus-Name gewollter Teil der Inszenierung. Sie sollen Zuschauern einen Denk-Impuls versetzen. Und wenn sie ihm folgen, sehen sie: Akrobatik ist der kunstvolle und anstrengende Versuch, die Gesetze der Schwerkraft wenigstens für einen Moment aufzuheben. Der drehende Kreisel erinnert an Weltraumstationen, die nur in ständiger Drehung eine stabile Lage im Raum bewahren können. Das Risiko eines Fehlschlags erzeugt Spannung und lässt - zumindest für eine Weile - die Zeit vergessen.
Für die rund zwei Stunden dauernde Verknüpfung von Physik, Philosophie und professioneller Artistik unterm Zirkuszelt in Bremen gibt es einen dreifachen Anlass: In diesem Jahr feiert die UNESCO das «Jahr der Physik», Deutschland begeht das «Einsteinjahr», und Bremen freut sich über die Auszeichnung zur «Stadt der Wissenschaft 2005». Zu sehen ist «Circus Quantenschaum» nur kurz. Am 2. Oktober schließt er seine Pforten wieder. Doch bis dahin gibt es Aufführungen jeweils von Mittwoch bis Sonntag. Und wer die Anstöße der Artisten verstärken will, kann das so genannte Begleitprogramm dafür nutzen. Naturwissenschaftler wollen vom 7. bis 29. September in acht allgemein verständlichen Vorträgen einige Geheimnisse der Physik und der menschlichen Wahrnehmung lüften.
dpa

Fotos von Marianne Menke  |  www.mariannemenke.de